Sonntag, 12. Juli 2009

Die Angst vor Eindringlingen

Eine spannende Entwicklung erschütterte in der letzten Woche das deutschsprachige Wörlt-Weit-Wep: Ein Telekommunikationsunternehmen hat einen neuen Werbespot gedreht und gewagt, einen Internetter zum Star der Kampagne zu machen. Klar, die Rede ist von Sascha Lobo und der neuen Vodafone-Kampagne...

Seit der legendären Pressekonferenz, die Anfang der Woche im Web übertragen wurde, geht ein Aufschrei nach dem nächsten durch selbiges. Lobo hier und Vodafone da. Alle haben was zu sagen und eine Meinung sowieso. Dabei wird man das Gefühl nicht los, dass sie vor allem was zu sagen haben, weil sie denken, dass das Internet ihnen gehört!

Da kommt ein Konzern aus dem echten Leben, schnappt sich einen Blogger, macht eine Werbekampagne mit ihm und tut total nerdy - das kann doch nicht angehen. Anscheinend regt man sich allerorten nur auf, weil man das Gefühl hat, dass Eindringlinge hier in eine Welt eingreifen, die gar nicht ihre ist. Wie können die Vodafoner von "da draußen" einfach in diese eingeschworene Netzgemeinde eingreifen und dann denken dass die, denen das Netz "gehört" die Füße und die Tipp-Finger still halten?

Aufschreie der Empörung hallen durch die Blogs, durch Twitter, durch Facebook. Zeitschriften bringen Artikel über Lobo, die Artikel ihrerseits werden im Web zerrissen - sind doch schließlich von rückständischen Print-Schreiberlingen verfasst. Irgendwie skurril das alles.

Und in Düsseldorf, in der deutschen Unternehmenszentrale von Vodafone, wird man sich ins Fäustchen lachen. Klar, die Nerds aus dem Netz lachen das Unternehmen aus und hauen drauf rum. Aber sie befassen sich damit, wie mit kaum etwas anderem in der letzten Woche. Besser hätte es eigentlich nicht laufen können für Vodafone. Und im Moment gilt der Slogan noch am ehesten für das Unternehmen: "Es ist deine Zeit..."

2 Kommentare:

  1. Ich finde aber auch die andere Seite äußerst interessant: die persönliche.
    Wie nimmt die verschworene Netzgemeinde es auf, dass einer der ihren sich verkauft hat. Aus der eigenen Sphäre ausgebrochen ist. Sich dem "echten Leben" bereitwillig hingibt.
    Schließlich ist er es, der die Realität so ein Stückweit näher ins Heiligtum aller Zweinuller rückt. Oder zerrt?
    Der Infiltration werden Tür und Tor geöffnet.

    Wird Sascha Lobo nun gemieden? Gar aus dem Netz gemobbt?
    Oder ist es ihnen am Ende doch egal, weil der Hahn im Korb der neuen Digitalität per se einer von den Guten ist und seine Entscheidung schon die richtige gewesen sein wird?

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  2. Einerseits legt Lobo seiner Arbeit für den Onlinebeirat der SPD aus Protest am Internetsperrengesetz nieder, andererseits macht er Werbung für genau den Provider, der diese Internetsperren von anfang an toll fand.

    Hätte er für Telekom nerdy Werbung gemacht, hätte keiner was gesagt.

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