Samstag, 18. Juli 2009

Gleichere Gleichstellung

Die Gleichstellung von Schwulen und Lesben ist (wie ich schon mal beim CSD schrieb) eine schwierige Sache. Sie wollen toleriert werden und gleichgestellt sein - aber bis zu welchem Grad? Dass das ein Tanz auf der Rasierklinge ist beweist meiner Meinung nach auch dieses Beispiel, erlebt vor wenigen Tagen bei Ikea an einem Computer-Terminal, an dem man die Ikea-Bezahlkarte beantragt. Folgendes Bild:


Ich stand mit einem Freund (der ebenfalls schwul ist) vor dem Monitor und unsere erste Reaktion war: Wow! Das ist doch mal Fortschritt und Toleranz. Endlich haben Homosexuelle einen eigenen Menüpunkt bei der Frage nach dem Familienstand.

Aber bei näherem Nachdenken ist das doch alles andere als Gleichstellung. So schön es ist, dass die Option "gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft" (was übrigens nicht die "Homo-Ehe" ist) in der Liste auftaucht, so sehr ist es eine Abgrenzung zum "Normalen". Das Gleichgeschlechtliche wird als Sonderform aufgenommen, ist in der Liste nicht gleichzusetzen mit "zusammenlebend" oder "verheiratet".

Ich bin mir sicher, dass es Ikea "nur gut gemeint hat", wie man so schön sagt. Aber dieses Beispiel verdeutlicht nur einmal mehr, wie schwer es ist, eine echte Gleichstellung zu erreichen. Ein Bekannter von mir regte sich einmal auf, als in der Zeitung von dem "schwulen Ehepaar Peter und Stefan" die Rede war. "Wenn sie Peter und Stefan heißen, sind sie natürlich ein schwules Paar. Warum muss man das denn so unterstreichen?", regte er sich auf. Und ergänzte, dass man ja auch nicht sagt: "Das sind Heinz und Erika, ein heterosexuelles Ehepaar". Recht hat er!

Ganz von der (vermeintlichen) Gleichstellung mal abgesehen, denke ich, dass für Ikea hier noch ein anderer Grund ausschlaggebend war, Homosexuelle als Extra-Menüpunkt aufzuführen. Denn schon seit langem gelten Schwule (und bestimmt auch Lesben - aber da kenn ich mich nicht so aus) als solvente Kundschaft, die gerade in Sachen Einrichtung und Design viel Geld ausgibt. Und wenn man das schon im Antrag für die Bezahlkarte abgeklopft hat, weiß man um so besser, wen man sich da als Stammkunden angelockt hat - und kann umso zielgerichteter Werben. Schöne neue Welt...

2 Kommentare:

  1. "Das Gegenteil von Gut ist Gut gemeint." Also wäre ich lesbisch, würde ich knallhart zusammenlebend oder verheiratet angeben. Geht doch keinen was an, mit wem man zusammenlebt.

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  2. Es ist aber auch schwer, es uns recht zu machen. Also ich finde es, einfach betrachtet, schlicht und ergreifend nett vom Ikea, dass man (gerade in Köln) auch was homosexuelles auswählen kann. Natürlich geht es die nichts an, aber wie du schon ganz richtig sagtest, ist es für die Marketingfritzen ja auch interessant zu wissen, wie viele Schwule und Lesben angemeldet sind. Deshalb würde ich allein deshalb, weil man das sonst nie angeben kann, den letzten Punkt wählen - wenn er zutrifft :-)

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